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Popper, Karl

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Lebenslauf

Geboren: 28. Juli 1902 in Wien
Gestorben: 17. September 1994 in London

Karl Popper wurde als Sohn eines zum Protestantismus konvertierten jüdischen Rechtsanwalts geboren. Schon als Jugendlicher las er Karl Marx und setzte sich kritisch mit dessen Gedanken auseinander. Nach einer abgebrochenen Ausbildung zum Kirchenmusiker und einer erfolgreichen Ausbildung zum Tischler studierte Popper schließlich Mathematik, Physik, Philosophie und Psychologie in Wien. Er arbeitete zunächst als Psychologe in einer Kinderklinik und als Volksschullehrer. Während der Zeit des Nationalsozialismus emigrierte Popper nach Neuseeland und arbeitete dort als Dozent an der Universität Christchurch. Nach der Übersiedlung nach London 1946 lehrte Popper Logik und Wissenschaftstheorie an verschiedenen Londoner Hochschulen. Für sein Lebenswerk wurde er 1965 von Königin Elisabeth II. geadelt. Nach seiner Emeritierung im Jahre 1969 publizierte Popper bis zu seinem Tode stetig weiter.


Bedeutung

Karl Popper begründete mit seinen Arbeiten zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie und zur Geschichtsphilosophie den so genannten „kritischen Rationalismus“. Er genoss sowohl unter Natur- als auch unter Sozialwissenschaftlern internationales Ansehen.


Lehre und Gedanken

Mit seinem Hauptwerk „Logik der Forschung“ von 1935, das er immer wieder erweiterte, begründete Karl Popper den kritischen Rationalismus. Die Grundannahme dieser philosophischen bzw. wissenschaftstheoretischen Position ist, dass es nichts gibt, was absolut gewiss ist: Alles muss rational und kritisch überprüft werden, weil keine Erkenntnis Irrtumsfreiheit garantieren kann.

„Unser Wissen ist ein kritisches Raten, ein Netz von Hypothesen, ein Gewebe von Vermutungen.“ (Logik der Forschung, Vorwort zur 3. Auflage)

Dabei ging es Popper – wie unzähligen Denkergenerationen vor ihm – um die Frage nach dem Stellenwert unserer Erfahrung und um die Frage nach wahrer Erkenntnis. Dabei taucht das Problem auf, dass aus noch so vielen Einzelfällen nicht logisch zwingend auf ein allgemeines Gesetz geschlossen werden kann. Auch wenn alle bisher beobachteten Einzelfälle einem allgemeinen Gesetz (z. B. dem Fallgesetz) gehorchen, ist dadurch nicht bewiesen, dass dies immer gültig sein wird. Dieses Problem nennt man auch das Induktionsproblem. Daher haben alle Naturgesetze hypothetischen Charakter, d. h. sie sind nur vorläufig gültig.

Aus diesem Begründungsdilemma der wissenschaftlichen Erkenntnis zog Popper nun den Schluss, dass es nicht darum gehen könne, mit unseren Erfahrungen unsere Theorien zu beweisen. Unsere Erfahrungen können im besten Falle nur eines: vorher aufgestellte Hypothesen widerlegen. Noch so viele schwarze Krähen können den Satz „Alle Krähen sind schwarz“ nicht beweisen; aber eine einzige weiße Krähe kann ihn eindeutig widerlegen. Damit ändert sich auch das Verständnis von Wissenschaft: Sie soll Theorien, Ideen, Hypothesen produzieren, d. h. frei erfinden und dann im Nachhinein akribisch an der Widerlegung durch Experimente arbeiten. Hat eine Theorie auf Dauer alle Versuche, sie zu widerlegen, überstanden, kann sie als bewährte Theorie gelten. Bewiesen ist sie damit aber trotzdem nicht.

In seinem in der Öffentlichkeit bekanntesten Werk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ setzt sich Popper detailliert mit den Gedanken von Platon, Hegel und Marx auseinander. In allen drei Denksystemen sieht er die theoretische Begründung und die praktische Beförderung totalitärer Systeme, wie sie das 20. Jahrhundert hervorbrachte. Als Gegenbild zur totalitären, geschlossenen Gesellschaft entwirft er eine „offene Gesellschaft“. Diese offene Gesellschaft soll sich – in Anlehnung an Poppers wissenschaftstheoretische Auffassungen – durch Versuch und Irrtum unter Beteiligung aller in einem ständigen Verbesserungsprozess fortentwickeln.


Hauptwerke von Karl Popper

„Die Logik der Forschung“ (1934)
Karl R. Popper: Die Logik der Forschung. Tübingen : Mohr, 10., verb. u. vermehrte Aufl. 1994.

„Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ (1945)
Karl R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Tübingen : J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 8. Aufl. 2003.


Über Karl Popper

Eberhard Döring: Karl R. Popper – Einführung in Leben und Werk. Bonn: Parerga, 2.erw. Aufl. 1992.

Herbert Keuth: Die Philosophie Karl Poppers. Tübingen: Mohr Siebeck 2000.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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